Mittwoch, 28. März 2012

Come on and Dance!

Heimatbesuch beendet und es war toll :) Mit dem Nachtzug zu fahren kann ich an dieser Stelle übrigens von meiner Seite her nur empfehlen, denn man schläft und zack! ist man so gut wie da.

Hier in Warschau ging es dann direkt weiter an die Arbeit, als wär nix gewesen: Referat vorbereiten und Paper schreiben. Deswegen sollte es am Dienstagabend direkt erst einmal die Belohnung für soviel Einsatz geben: Einen kleinen gemütlichen Abend mit meiner Mitbewohnerin, einer serbischen Freundin aus dem Wohnheim von ihr und deren spanische Mitbewohnerin. "Nein, wir trinken nur ein bisschen Wein bei denen auf dem Zimmer, dann gehen wir irgendwohin und setzten uns in eine Bar, Simone." Zwei Stunden später fand ich mich dann in einem kleinen Club in der Innenstadt wieder - Ladies Night. Paradoxerweise war der ganze Club aber voll mit Männern. Grundbeobachtung vornweg: Polnische Männer und Frauen tanzen scheinbar nahezu alle recht ausgelassen, da scheinen wir Deutschen doch eher meist etwas schüchtern um die Ecke zu kommen. Bei den Polen wird da schonmal ganz gerne die ganze Tanzfläche in Anspruch genommen. Der sogenannte "Höhepunkt" des Abends waren allerdings die durchtrainierten "Animiermännlein" neben dem DJ-Pult. Zur Verdeutlichung: Einige von ihnen trugen Schottenröcke mit Stutzen und Adidas-Tretern und haben dabei Frauen auf ihr Podest gezogen und mit denen getanzt wie Thomas in seiner besten Phase (ich nehme an, der Großteil meiner Leser hat ein sehr genaues Bild vor Augen :D) mit Durch-die-Luft-Wirbeln auch wenn die Dame ein Kleid trägt (jetzt weiß ich, woher Thomas das ganze hat).
Neben diesem Anblick sind mir dann aber noch zwei Dinge aufgefallen: Erstens, warum verkauft man Zigaretten in einem Club in dem man nicht rauchen darf und auch keine Nicht-Raucher-Lounge ist? Zweitens, warum engagiert man Putzfrauen für einen Club, die WÄHREND der Parties mit ihrem Mopp den Leuten zwischen den Beinen rumfuchtelt? Die Frau war echt ständig überall, wo auch nur ein Tropfen auf den Boden verschüttet wurde - somit das wahre Phänomen des Abends ;-)

Jedenfalls war der Ausflug in die Nachtwelt Warschaus nur ein kurzer, die anderen hatten am nächsten Tag Kurse und waren noch der festen Überzeugung auch hinzugehen. Ich hingegen kann heute meinen freien Tag genießen und - na klar, was auch sonst - lesen... -.-

Do widzenia, alle zusammen!

Sonntag, 18. März 2012

It's Poland...

Das Motto meines Warschau-Aufenthalts ist wohl wirklich dieser Satz: "It's Poland" (Thanks to Diana an dieser Stelle ;-) ) oder um noch spezifischer zu sein: "It's Warsaw". Denn hier ist, wie ihr vielleicht schon aus den anderen Blogeinträgen herauslesen konntet, alles ein bisschen anders. Nicht nur, dass hier in jedem Autofahrer ein Rennfahrer steckt, alle Menschen mit ihrer Kreditkarte bezahlen und und und... Ein Paradebeispiel ist nach wie vor meine Dozentin in "Classical Hollywood Cinema". Kostprobe? Wir gucken einen Western, das B-Girl, also die etwas verruchte Salon-Dame kommt ins Bild und sie stoppt den Film um diese weisen Worte an uns zu richten: "She looks nice, she is a nice prostitute. She doesn't look so OVERUSED!" Gut zu wissen...

Außerdem haben meine Mitbewohnerin und ich unser kleines schickes, aber auch altmodisches Heim langsam zu schätzen gelernt. Wenn man bedenkt, dass Doppel-  bis hin zu Fünf-Bett-Zimmer der Normalfall in polnischen Wohnheimen sind (ja, man teilt sich dort tatsächlich ein Zimmer zu fünft, Hochbetten ist das Zauberwort), können wir mit unserer "mansion", wie Bojana unsere kleinen eigenen vier Wände nennt, echt zufrieden sein. Denn wir müssen glücklicherweise unser Bad nicht mit der gesamten Etage teilen und auch unsere Küche gehört glücklicherweise nur uns... richtiger Luxus also.

Ansonsten haben wir uns heute in den Stadtteil Praga gewagt. Man sagte uns, dieser Stadtteil zeige ganz gut, wie das frühere Warschau war, bevor es im Zweiten Weltkrieg total zerbombt wurde. Außerdem wäre dieser Stadtteil angeblich total anders als alle anderen Stadtteile. Seht selbst:

Kathedrale des Erzengels Michael und des St. Florian des Märthyrers
Denkmal der Pragaer Straßenkapelle
Man kann sich von der Kapelle ein Lied wünschen indem man eine SMS schickt und eins von 100 Liedern auswählt. Repertoire: Polnische (Volks-)Lieder.
Die Orthodoxe Metropolitenkirche der St. Maria Magdalena
Und das liebe Leute, war es auch schon von Praga. Mehr gibt es dort nicht zu sehen und sooooooo atemberaubend waren die paar Kirchen und die paar Denkmäler nun auch nicht. Die größten Highlights meiner Meinung nach sind da eher der Zoo (aus Zeitmangel kam der aber nicht in Frage) und der Strand an der Weichsel (da wir die 20-Grad-Marke noch nicht geknackt hatten, kam das auch nicht in Frage). Was also tun? Zurück in die wunderschöne Altstadt Warschaus.

Kommenden Donnerstag geht es dann endlich für vier Tage auf Heimatbesuch :) Gut möglich, dass dies also erstmal der letzte Blogpost für die nächsten zwei Wochen sein wird...
Und dann sehen wir uns wieder in aller Frische und ich werde sicherlich weiterhin schön Warschau erkunden.
Do widzenia!

Montag, 12. März 2012

Zwischenbilanz

Ein Monat Warschau liegt hinter mir und in dieser Zeit habe ich nun in meinem Hinterstübchen ein paar bemerkenswerte, seltsame und fragwürdige Dinge gesammelt, die mir im Alltag in Polens Hauptstadt aufgefallen sind:

- da hier ungefähr jeder Mensch mit der feinen Kreditkarte bezahlt, durfte ich als brave deutsche Barzahlerin nun schon folgendes Szenario erleben: Die Kassiererin konnte mir kein passendes Wechselgeld zurückgeben oder hat mir dieses in 20 Grosze zurückgegeben (bei Beträgen über 10 Zlote natürlich sehr spaßig). Dazu gibt es wahlweise einen zickigen, genervten oder verständnislosen Blick. Da fühlt man sich doch nett bedient!

-jede Shoppingtour gestaltet sich hier für mich wie ein Ausflug auf den Catwalk. Polnische Frauen scheinen eine Vorliebe für Highheels beim Klamottenkauf zu haben, die ich nicht mal beim Feierngehen in Erwägung ziehen würde. Da komme ich mir Keilabsätzen oder sogar flachen Schuhen wie ein Mauerblümchen vor :D

- Weltfrauentag spielt hier eine große Rolle: Tulpenverkäufer haben an den Männern der Nation ihr Geschäft des Jahres gemacht, Restaurants & Geschäfte haben für diesen "Feiertag" Rabatte angeboten und und und.... Und in Deutschland? Ehm ja...

- Als Deutsche kann ich folgendes gut beurteilen: Polen haben sehr gute Manieren und scheinen rundum gut erzogen zu sein. Das fängt beim vorbildlichen Aufstehen in der Straßenbahn für ältere Mitmenschen an, reicht bis zum "ich heben etwas, das auf dem Boden liegt und größer als ein Taschentuch ist, auf, damit es nicht mehr im Weg liegt und Dreck produziert", wo Deutsche einfach lieber schnell in die Luft schauen, um sich nicht bücken zu müssen, bis hin zur feinsäuberlichen Schönschrift, die sowohl Männlein als auch Weiblein hier ausnahmslos zu haben scheint. Ich habe wirklich noch KEINEN Menschen mit "Sauklaue" hier gesehen. Streber :-P

- ich scheine tatsächlich allmählich Grundzüge des Kochhandwerks zu erlernen - unfassbar aber wahr. Meine Speisenpalette: Spaghetti, Reis, panierter Fisch, Chicken Nuggets, Gemüsepfanne. Also für den Anfang gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt, dass vor gut einem Jahr nicht einmal Eier im kochenden Wasser hart werden wollten - nach einer halben Stunden wiederholten Kochens.

Das waren erst einmal die wichtigsten Beobachtungen. Für das kommende Wochenende steht dann leider auch schon wieder meine liebste Freundin ganz oben auf der Liste: Die Uni! Denn für meinen kleinen Ausflug in die Heimat, nächste Woche Donnerstag, wollen Essays und Paper schon fertig geschrieben sein, damit ich für meine Liebsten komplett verfügbar bin. Can't wait! :)

Do widzenia, meine Lieben!


Montag, 5. März 2012

The Tourist

Ein wunderschönes sonniges Wochenende liegt hinter mir, also: Kamera eingepackt und ganz Touristen-mäßig drauflos geknipst. Mein Ziel: Nowy Swiat (zu deutsch: Neue Welt, das ist die Straße, die an der Uni herläuft) und die Altstadt. Dass ich nicht die einzige war, die am Samstagvormittag die famose Idee für einen Stadtrundgang hatte, stellte sich dann auch schnell raus. Überall wurde mit Kameras rumgefuchtelt und ich kann echt sagen, dass ich mich das erste Mal wirklich so gefühlt hab, wie man sich eben in einer Touristen-Stadt fühlen muss.


Beginnen wir also einen kleinen Foto-Rundgang, damit ihr alle mal seht, warum Warschau einen kleinen Besuch wert ist (abgesehen von mir :-p):
Die Straße Nowy Swiat. Hat ein bisschen was von Georgetown in Washington, ne Toffa?
Heilig-Kreuz-Kirche
Die Akademie der Schönen Künste, direkt gegenüber von der Warschauer Universität.
Das Warschauer Audimax. Ein Hauch "Weißes Haus".

Nationalheld Nr.1: Frederik Chopin.
Visitantinnenkirche. Herr Chopin soll hier auch auf der Kirchenorgel gespielt haben.
Das Hotel Bristol: Hier steigen die Stars ganz gerne ab, wenn sie in Warschau sind (laut Reiseführer u.a. Tina Turner und Woody Allen).

Präsidentenpalais, Sitz des Polnischen Präsidenten. Hier wurde auch der Warschauer Pakt unterzeichnet.

Panorama-Ansicht vom Schlossplatz.
Das neue Warschauer-Stadion. Extra für die EM gebaut.
Die Sigismundsäule.
Auch wenn die Altstadt Altstadt heißt und auch alles schön alt und niedlich aussieht: Eigentlich ist alles gar nicht so alt. Im zweiten Weltkrieg wurden nämlich das Schloss und große Teile der Altstadt in die Luft gesprengt. Nach dem Krieg hat man dann angefangen alles wieder nach und nach neuaufzubauen, möglichst originalgetreu. Staaten und Bürger finanzierten den Aufbau mit, weswegen das Schloss und die Altstadt heute UNESCO Weltkulturerbe sind.

Also setzen wir unsere Tour mal in der Alstadt fort:
Weg zum Altstadtmarkt. Hat was von Italienischen Gässchen.

Altstadtmarkt. Hier stand früher in der Mitte auch das Rathaus.
Die Warschauer Meerjungfrau beschützt einer Legende nach die Stadt. Frauenpower!
An diesem Punkt in etwa hat dann leider der Akku meiner Kamera den Geist aufgegeben. Für mich das Zeichen, etwas essen zu gehen. Und worauf ist die Wahl mal wieder gefallen? Natürlich: Pierogi, für alle, die mich gut kennen natürlich eine Riesenüberraschung :D In polnischen Restaurants wird übrigens sehr viel Wert auf ein stimmiges Bild gesetzt. In traditionellen polnischen Restaurants tragen die Kellnerinen darum meistens kurze schicke Trachten und als ich in einem vermeintlichen brasilianischen Restaurant war, war das einzige was so wirklich nach Brasilien aussah, der kurze gelb-grüne Rock der Bedienung samt bauchfreier (!) Wickelbluse in den selben Farben. Man zeigt also Haut als Kellnerin (ich frage mich, ob das eine Marketingstrategie in Vorbereitung auf die EM ist?)


Nach der klassischen Sightseeing-Tour ging es dann am Sonntag mit einer etwas anderen Tour durch das Zentrum, Univiertel und die Altstadt. Bei der ERASMUS-City Tour mussten wir ERASMUS-Studenten in Gruppen ein paar Aufgaben in der Stadt lösen und was soll ich sagen? Mein Team hat den unglaublich guten dritten Platz gemacht!


Eine Sache hat sich nach drei Wochen Warschau  im Umgang mit polnischen und internationalen Studenten sehr bemerklich gemacht: Alle Menschen sagen nach den ersten Sätzen nach dem Muster "Hi, wie heißt du, wer bist du, woher kommst du" einen Satz furchtbar gerne zu mir: "Du siehst aber gar nicht aus wie eine Deutsche!" Was das heiße soll weiß ich noch nicht so wirklich. Nur weil ich ohne Dirndl angereist bin und auch leider keine blonden Haare und blauen Augen hab? Okay. Die ein oder andere polnische Studentin meinte sogar irgendetwas polnisches in meinen Gesichtzügen erkannt zu haben. Ist also mein Blogtitel "Back to the roots" etwa schon gelungen? :D


Mit dieser Frage beende ich also diesen (viel zu langen) Blogeintrag. Wer es bis zum Ende geschafft hat, bekommt von mir ein imaginäres Schulterklopfen ;-)
Hoffentlich bis bald!